Große Fragen rund um den optimalen Einsatz der Ressource Wasser stehen im Mittelpunkt eines großen Projekts, in dem gemeinsam technische und digitale Lösungen sowie neue Geschäftsmodelle erarbeitet werden sollen. Ziel ist es, Ansätze der Kreislaufwirtschaft und ”smarte“ Technologien stärker in der Praxis des Wassersektors zu implementieren.
Wie lässt sich in wasserarmen Regionen die Wasser-verfügbarkeit erhöhen, welche smarten, digitalen Lösungen einsetzen und wie zur Bildung einer wasser- smarten Ökonomie und Gesellschaft beitragen? Seit September 2020 beschäftigen sich 36 Projektpartner aus acht Ländern vier Jahre lang mit diesen zukunfts-weisenden Fragen. Sie werden dazu beitragen, Antworten auf eine der größten Herausforderungen unserer Zeit zu finden. Koordiniert wird das Projekt vom Mülheimer IWW Zentrum Wasser, das die ZENIT-Förderexpert_innen in Fragen der strategischen Antragstellung seit vielen Jahren begleiten und über verschiedene Netzwerke unterstützen.
Projektbasis sind Fallstudien, die konkrete Problem-stellungen in sechs europäischen Städten bzw. Regionen beleuchten. Als gewissermaßen lebendige Labore eingebunden sind Wasserbetriebe aus Alicante in Spanien, Bodø in Norwegen, Flandern in Belgien, Lissabon, Ostfriesland und Venedig. Sie werden jeweils gemeinsam mit Forschungspartnern und lokalen Technologieanbietern Lösungen entwickeln und demonstrieren. Das IWW begleitet die deutsche Fallstudie in Ostfriesland, wo es in wasserintensiven Betrieben der Molkereiwirtschaft darum gehen wird, Wasser so aufzubereiten, dass es im Produktionsprozess wiederverwertet werden kann. Außerdem werden die Mülheimer Experten einen Bewertungsrahmen für WaterSmart-Solutions entwickeln. Gerade im Bereich der Nutzung digitaler Werkzeuge sehen die Verantwortlichen des IWW noch ungenutzte Potenziale, weil es keine hinreichenden Standards für interagierende Systeme gebe.
Einbindung verschiedenster Akteure zur smarten Lösung von Fragen rund ums Wasser
”Wir haben in den Fallstudien auch besonderen Wert auf die Einbindung von Behörden, Bürgerinitiativen und politischen Entscheidungsträgern gelegt, weil gute Ergebnisse nur dann den Weg in die Praxis finden, wenn alle Akteure von Beginn an einbezogen sind“, weiß Dr. David Schwesig, Technischer Leiter des IWW. Erfolge verspreche man sich sowohl bei der Bewältigung bestehender Probleme als auch bei der Planung komplett neuer urbaner Siedlungen. Zu letzterer gehöre ein Projekt in Norwegen, wo auf einem alten Militärflughafen ein neuer Stadtteil entstehen wird. Zentrales Ziel sei es, kein Trinkwasser zu verschwenden und auch innovative, umweltfreundliche Konzepte für die Enteisung von Straßen und Bürgersteigen zu entwickeln.
Smarte Lösungen sollen auch für das Abwasserproblem in der ökologisch sensiblen Lagune Venedigs gefunden werden. Dafür gelte es zum Beispiel, eine elektronische Marktplattform zu entwickeln, in der Bedarfe und Verfügbarkeit von aufbereitetem Abwasser für die Verwendung in Industrie und Landwirtschaft zusammengeführt werden können.