Wie kleine und große Unternehmen für Forschungsvorhaben zusammenkommen, wissen Kunden des Technologietransfernetzwerks Enterprise Europe Network ganz genau. Sie nutzen unter anderem Kooperationsbörsen, um die passenden Partner für einen Projektantrag zu finden.
Erfolgreich dabei waren kürzlich der Konzern Covestro und ein polnisches Unternehmen, die sich 2020 auf einer virtuellen Kooperationsbörse des Netzwerks zum European Green Deal in Irland getroffen hatten. Co-Organisator war das NRW.Europa-Team bei ZENIT. Das Projekt, das langfristig Millionen Tonnen CO2 einsparen soll, startete im Oktober 2021.
Gast des Events, das vom irischen Enterprise Europe Network-Partner und dem NRW.Europa-Team organisiert wurde, war im Oktober 2020 auch Dorota Pawlucka. Im Auftrag ihres Arbeitgebers aus Leverkusen suchte sie für einen Antrag für ein EU-Forschungsprojekt nach einem mittelständischen Unternehmen. Fündig wurde sie bei IZNAB, einem innovativen polnischen KMU, das Dienstleistungen in den Bereichen Ingenieurwesen und Beratung anbietet. Gekannt hatte man sich bereits, aber die Kooperationsbörse war Anlass, wieder ins Gespräch zu kommen. Eine Zusammenarbeit im von Covestro angedachten Forschungsprojekt CIRCULAR FOAM war schnell beschlossen und der Projektantrag im Programm Horizont 2020 Green Deal im Januar 2021 eingereicht.
„Ich war viele Jahre an der TU Dortmund für Forschungsprojekte zuständig und habe das NRW.Europa-Team bei den Veranstaltungen Successful R&I zu den EU-Forschungsrahmenprogrammen kennengelernt. Dort gab es nicht nur immer wichtige Informationen über die aktuellen Ausschreibungen. Besonders wichtig waren die Netzwerkevents für das Finden potenzieller Kooperationspartner für gemeinsame Forschungsprojekte“ erinnert sich Dorota Pawlucka. „Dafür nutze ich auch andere NRW.Europa-Networking-Angebote gern.“
Neben Covestro sind aus NRW noch andere namhafte Player beteiligt: die Technische Universität Dortmund, die Ruhr-Universität Bochum, das Forschungszentrum Jülich GmbH, die Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen und die Interseroh Dienstleistungs GmbH aus Köln. Gefördert wird das Projekt mit 15,8 Millionen Euro.
Auch das polnische Unternehmen kennt das Enterprise Europe Network bereits seit vielen Jahren. Der Mittelständler ist Experte für Industrie-IoT- und Industrie-4.0-Lösungen in Bereichen wie Produkt- und Prozessentwicklung oder Produktionsmanagement. Angebote des Netzwerks, dessen NRW-Anlaufstelle das NRW.Europa-Team ist, nutzt es, um Vertriebspartner oder Kooperationspartner für Forschungsprojekte zu finden.
Forschungsprojekt zur Wiederverwendung von Rohmaterialien
Im EU-Innovationsprojekt “CIRCULAR FOAM” will Covestro als Koordinator gemeinsam mit 22 Partnern aus neun Ländern Stoffkreisläufe für Hartschäume aus Kühlgeräten und Gebäuden schließen. Ziel des im Oktober 2021 gestarteten Projekts ist die Entwicklung innovativer chemischer Recyclingverfahren für Polyurethan-Hartschäume als Schlüssel zur Kreislaufwirtschaft. Eingespart werden sollen ab 2040 jährlich eine Million Tonnen Abfall, rund 2,9 Million Tonnen CO2 sowie Verbrennungskosten von 150 Millionen Euro.
Die Hartschäume tragen als Dämmmaterial in Kühlgeräten und Gebäuden zur deutlichen Steigerung der Energieeffizienz bei. Für einen nachhaltigen Lebenszyklus fehlen bislang jedoch ein koordiniertes Abfallmanagement sowie geeignete Recyclingverfahren. Unter dem Projektdach erarbeiten Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft vier Jahre lang an einem umfassenden Lösungsmodell. Ziel ist es, den Stoffkreislauf für PU-Hartschäume zu schließen und die europaweite Umsetzung dieser Blaupause vorzubereiten.
Das Innovationsprojekt untersucht und entwickelt unter der Leitung von Covestro mit der Chemolyse und der smarten Pyrolyse zwei mögliche Recyclingpfade für PU-Hartschäume. Bei der Entwicklung der beiden neuen Verfahren sollen Polyole und Amine als Rohmaterialien zur Herstellung von PU-Hartschäumen in möglichst hoher Qualität erhalten bleiben und damit ihre Wiederverwendung ermöglicht werden.