STM25: Politische Unsicherheit bremst Nachhaltigkeit in Unternehmen aus

Nachhaltigkeit ist in vielen Unternehmen fest verankert – doch die Dynamik stockt, weil die Politik nicht für stabile Rahmenbedingungen sorgt. Das ist das Ergebnis des Sustainability Transformation Monitors 2025, einer Befragung von knapp 600 Nachhaltigkeitsverantwortlichen der deutschen Wirtschaft. Wie die Zahlen auch für NRW aussehen, beleuchtet ein Webcast der Finanzplattform Fin.Connect.NRW, deren Geschäftsstelle bei ZENIT angesiedelt ist, am 25. März von 11 bis 12 Uhr. Foto: iStock_anyaberkut

Zahlen aus dem STM25 für NRW (vorgestellt am 25. März von Fin.Connect.NRW

Mehr Sorgen als in den Vorjahren macht deutschen Unternehmen die Unsicherheit in Bezug auf politische Vorgaben und Regulatorik. In der Realwirtschaft geben 71,4 Prozent der Befragten an, dass dieses Thema das Engagement für mehr Nachhaltigkeit ausbremst. In der Finanzbranche sind es sogar 79,4 Prozent. „Diese Unsicherheit ist ein Alarmsignal“, sagt unser Nachhaltigkeitsexperte Jakob Kunzlmann. „Ohne Planungssicherheit bleibt die Transformation der Wirtschaft auf halbem Weg stecken.“

Dabei ist das Thema Regulatorik für die Unternehmen durchaus ambivalent. Denn obwohl zahlreiche Unternehmen die damit aktuell verbundene Unsicherheit als Hemmnis wahrnehmen, sehen viele der Verantwortlichen die Politik zugleich auch als Treiberin der Transformation. In der Realwirtschaft sagen das 62,1 Prozent, im Finanzwesen sogar 70,6 Prozent.

Geplante Nachhaltigkeitsprojekte sind auf Eis gelegt

In vielen Bereichen der Realwirtschaft stagniert die Transformation der Wirtschaft. Obwohl Nachhaltigkeit mittlerweile in den meisten Unternehmen fest in der Strategie verankert ist, bleibt die Umsetzung neuer Maßnahmen hinter den Erwartungen zurück. So haben nur 13 Prozent der Unternehmen, die im Vorjahr noch angaben, zukünftig die Aufstellung von konkreten Klimazielen für das eigene Unternehmen zu planen, diese Pläne auch tatsächlich umgesetzt. 77 Prozent haben ihre geplanten Maßnahmen nicht umgesetzt, 10 Prozent der Unternehmen haben ihre Nachhaltigkeitsziele ganz aufgegeben.

Nachhaltigkeit verliert zudem an Bedeutung bei Finanzierungsentscheidungen: Für knapp die Hälfte der Unternehmen ist das Thema bei Finanzierungsgesprächen „unwichtig“ oder „eher unwichtig“. Der Anteil der Unternehmen, welche das Thema im Vorjahr noch als wichtig oder sehr wichtig eingeschätzt haben, ist in der gleichen Befragungsgruppe dieses Jahr um 15,3 Prozentpunkte zurückgegangen. Ein Lichtblick ist dagegen, dass immer mehr Unternehmen eine eigene Nachhaltigkeitsabteilung besitzen. Ihr Anteil ist in der Realwirtschaft um 15,1 Prozentpunkte auf 51 Prozent gestiegen.

Mehr Unternehmen kennen ihren eigenen CO2-Fußabdruck

Ein wichtiger Fortschritt zeigt sich auch in der Erhebung von Emissionsdaten. Mittlerweile kennen knapp 91 Prozent der befragten Unternehmen ihren CO2-Fußabdruck zumindest in Grundzügen. Fast 60 Prozent erfassen ihre Emissionen sogar bis hin zu Scope-3, also entlang ihrer gesamten Wertschöpfungskette. Dies bedeutet einen signifikanten Anstieg im Vergleich zum Vorjahr und lässt darauf schließen, dass Unternehmen zunehmend auf regulatorische Anforderungen wie die anstehende Berichtspflicht, CSRD (Corporate Sustainability Reporting Directive), und die EU-Taxonomie reagieren.
Quelle: Bertelsmann Stiftung
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Download Sustainability Transformation Monitor 2025 (118 Seiten)

Hintergrund und Ziele von Fin.Connect.NRW

Die Finanzplattform Fin.Connect.NRW, deren Geschäftsstelle bei ZENIT angesiedelt ist, versteht sich als Netzwerk und Kompetenzzentrum für die Transformationsfinanzierung, also für die Finanzierung von Investitionen der Unternehmen in nachhaltige und digitale Geschäftsmodelle, Produkte oder Prozesse und kennt sich deshalb mit den EU-Richtlinien bestens aus.

„Unabhängig von den STM25-Ergebnissen und jenseits der Regulatorik ist die Nachhaltigkeitsberichterstattung auch eine Chance für kleine und mittlere Unternehmen“, weiß ZENIT-Geschäftsführer Jürgen Schnitzmeier. Nachdem die EU entschieden habe, die EU-Richtlinie CSRD nur noch für Unternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeitende und 50 Mio. EUR Umsatz oder 25 Mio. EUR Bilanzsumme anzuwenden, seien erheblich weniger Unternehmen von der Richtlinie betroffen. Dennoch bleibe eine freiwillige NB bleibt sinnvoll: „Sie erleichtert Zugang und verbessert Konditionen von Finanzierungsmitteln, bietet Ansatzpunkte für Kosteneinsparungen, Produkt- und Prozess-optimierungen sowie Qualitätssicherung, bedient Anforderungen von Banken und Investoren, profiliert Unternehmen im Wettbewerb um Fachkräfte, dokumentiert verantwortliches Unternehmertum gegenüber Kunden, Geschäfts-partnern, Mitarbeitenden und Gesellschaft und verbessert die Positionierung im Wettbewerb und Zukunftsfähigkeit.“

Fragen rund um die Transformationsfinanzierung beantwortet das Fin.Connect.NRW-Team gern.


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