Plastic in Space: Start-up LambSpace entwickelt CubeSats für mehr Nachhaltigkeit im All
Nur 10 cm kurz sind die Seitenlängen der würfelförmigen Module, die einzeln oder zusammengesetzt gerade den Weltraum erobern. Die Satelliten können unterschiedlichste Technik beherbergen, ohne deren Daten die deutsche Wirtschaft langfristig nicht wirtschaftsfähig sein wird, sagt Dr. Ing. Sven Langbein. Der Geschäftsführer von LambSpace aus Heiligenhaus, einem neuen Mitglied im Netzwerk ZENIT e.V., hat uns einige Fragen zu Unternehmensportfolio und Branche beantwortet.
Herr Langbein, ihr Unternehmen wurde vor rund einem Jahr gegründet. Wie kam es dazu?
Wir sind eine Ausgründung aus der Kunststoffverarbeitung Hoffmann GmbH, die sich branchenmäßig diversifizieren wollte. Das Thema Raumfahrt und speziell die Satelliten bzw. ihre Daten sind ein riesiger Wachstumsmarkt, der in seiner großen Bedeutung allerdings noch unterschätzt wird.
Sie haben sich auf die Herstellung von CubeSats spezialisiert. Können Sie uns erklären, was genau das ist?
Ein CubeSat ist ein Kleinsatellit, der aus würfelförmigen Modulen (Units) mit einer Seitenlänge von nur 10 cm besteht. Diese Satelliten sind extrem kompakt und wiegen pro Modul höchstens 1,33 Kilogramm. Trotz ihrer geringen Größe können sie hochspezialisierte Technologien beherbergen und werden für eine Vielzahl von Anwendungen genutzt. Dazu gehören unter anderem Erdbeobachtung, Kommunikation oder Klimaschutz.
Sie setzen auf Strukturen aus dem Hochleistungspolymer PEEK anstelle von Aluminium. Warum?
PEEK bietet gegenüber Aluminium einige entscheidende Vorteile. Erstens ist es leichter, was besonders in der Raumfahrt wichtig ist, da jedes Gramm zählt. Zweitens verglüht es besser beim Wiedereintritt. Außerdem benötigt PEEK weniger Ressourcen in der Herstellung und senkt damit die CO2-Emissionen auf der Erde. Wir können die Strukturen zudem im Spritzgussverfahren herstellen, was Produktionskosten und -zeiten stark verkürzt. Zukünftig wollen wir sogar Recyclate und Biokunststoffe einsetzen, um noch nachhaltiger zu werden.
Ein weiteres innovatives Konzept sind Ihre Formgedächtnisaktoren. Was genau steckt dahinter?
Formgedächtnisaktoren sind eine Schlüsseltechnologie für uns. Formgedächtnislegierungen können sich nach einer Verformung wieder in ihre ursprüngliche Form zurückbewegen sobald sie erwärmt werden. Das ermöglicht uns, bestimmte Komponenten, wie zum Beispiel Antennen- oder Solarmodule, im Weltall automatisiert zu entriegeln. Diese Aktoren sind nicht nur extrem leicht, sondern auch robust und daher ideal für den Einsatz im Weltraum geeignet.
Wie wirkt sich Ihr Produktionsansatz auf die wachsende Nachfrage nach Megakonstellationen aus?
Mit der steigenden Nachfrage nach Megakonstellationen – also Satellitennetzwerken, die aus Hunderten oder sogar Tausenden von Kleinsatelliten bestehen – ist der traditionelle Ansatz der Einzelfertigung nicht mehr tragbar. Mit unserer Produktionsmethode können wir diese Satellitenstrukturen in großen Stückzahlen zu vertretbaren Kosten herstellen und gleichzeitig die Umweltbelastung minimieren.
Was sind die langfristigen Ziele von LambSpace?
Unser Ziel ist es, die Kleinsatellitenindustrie zu revolutionieren, indem wir Prozesse und Technologien aus dem Bereich Automotiv in die Raumfahrtindustrie transferieren. Wir wollen damit führend in der Massenproduktion von kostengünstigen und umweltfreundlichen Satellitensystemen werden. Dabei steht für uns nicht nur die technische Überlegenheit im Vordergrund, sondern auch die Minimierung der Umweltbelastung. Perspektivisch wollen wir auch eigene Satelliten ins All schicken und darüber IoT-Dienstleistungen anbieten.
Welches Potenzial sehen Sie im Raumfahrtsektor?
Roland Berger hat im letzten Herbst eine Studie veröffentlicht, die im Kern folgendes aussagt: Der Raumfahrtsektor hat das Potenzial, die Innovationsfähigkeit, Resilienz und Nachhaltigkeit der deutschen Wirtschaft zu stärken und kann damit zur Bewältigung der anstehenden Herausforderungen beitragen. Das sehen wir genauso und halten New-Space für eine ebenso große Wachstumsbranche wie es vor 20 Jahren das Internet war. Ohne Satellitendaten wird nichts mehr gehen. New-Space ist eine Schlüsselbranche für die deutsche Wirtschaft, die momentan noch abhängig ist von Daten anderer Staaten. In Deutschland hinkt das Geschehen allerdings etwas hinterher, andere europäische Länder geben sehr viel mehr Geld dafür aus.
Was macht ihr Unternehmen, um das Thema in Wirtschaft und Politik zu tragen und welche Bedeutung haben Netzwerke?
Wir klopfen zurzeit an viele Türen und engagieren uns auch in Netzwerken. Ganz besonders hilfreich ist dafür das Netzwerk ZENIT, in das wir vor kurzem eingetreten sind. Für die internationale Vernetzung nutzen wir zum Beispiel die Angebote des NRW. Europa-Teams und die Datenbank des Enterprise Europe Network. Auch bei der Beratung zu regionalen und europäischen Förderprogrammen ist das Team sehr wertvoll und über das Netzwerk ZENIT wollen wir die wachsende Bedeutung des Thema Space auch in die Politik tragen.
Unternehmenshomepage Lamb Space Tec GmbH
Zur Bedeutung der Raumfahrt als Motor für Wachstum und Innovation siehe auch den Beitrag über die Kooperationsbörse auf der Space Tech Expo 2024 in Bremen im November
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