Meer-Wert schaffen: Beschichtungen aus Algen und mehr für nachhaltige Kunststoffe
Was gegen Schleimhautdefekte im Mund wirkt, kann auch gut für andere Anwendungen sein, dachten sich der Apotheker Tobias Irkens und der Medizintechnikingenieur Philipp Wisse nach ihrer gemeinsamen Entwicklung eines auf Algen basierenden Pflasters gegen die sog. Aphten. Ihre Begeisterung für den Rohstoff sowie der Glaube an dessen Vielseitigkeit und Kombinierbarkeit führte Anfang 2024 in Schwerte zur Gründung ihres Unternehmens GreenFoilNature, das in verschiedene Netzwerke eingebunden ist, um das Thema Bio-Kunststoffe voranzutreiben. Mitglied ist das Start-up seit kurzem auch im Netzwerk ZENIT. Foto: martin-dawson-IK9mjMlFy_s-unsplash
„Die Schaffung einer nachhaltigen Zukunft ist bei uns Programm“, beschreibt Philipp Wisse die Vision, „die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu reduzieren und den Umweltschutz technologisch voranzutreiben. „Dafür entwickeln wir vollständig biologisch abbaubare und recycelbare Produktlösungen auf der Basis der einzigartigen Eigenschaften von marinen Polysacchariden, die aus Algen gewonnen werden.“ Die aus der Bretagne stammenden Algen bestechen durch ihr rasantes Wachstum in einer durch den Salzgehalt des Wassers ansonsten wenig nutzbaren Umgebung.
Das Start-up hat bereits Kunden aus der Papierindustrie und Medizintechnik gewonnen. Die Kunden aus der Medizintechnik stammen aus dem bisherigen Berufsleben der beiden Gründer. So beliefert das Unternehmen beispielsweise einen Anbieter aus dem Bereich der Kieferorthopädie mit Beschichtungen, die bei der Anpassung von Korrekturschienen eingesetzt werden.
Besonders faszinierend sei die Vielseitigkeit der aus den Algen gewonnenen Substanzen. Je nach Rezeptur können z.B. Oberflächen vor Wasser oder Ölen geschützt werden. Die algenbasierten Beschichtungen lassen sich so zum Beispiel als Fett- und Ölbarrieren für Papierverpackungen aus der Lebensmittelindustrie verwenden (Youtube-Video). In Kombination mit anderen natürlichen Werkstoffen haben sie damit unendlich viele Einsatzmöglichkeiten.
Zusätzlich helfen bestimmte Rohstoffe aus Algen dabei, den Abbau von Biokunststoffen in der Natur zu beschleunigen. Damit war unter anderem die Idee des Bioabbaubarkeitsadditivs geboren, das nicht nur im medizinischen, sondern auch im Verpackungsbereich eingesetzt werden kann. Ausgezeichnet wurde das Start-up dafür mit dem dritten Platz im BIOPOLYMER Award 2024.
Um die Entwicklungen voranzutreiben, sind die Gründer in zahlreichen Netzwerken aktiv und arbeiten mit anderen Anbietern von Bio-Kunststoffen wie der Nature Compound GmbH zusammen, mit der sie sich zurzeit ein Büro teilen. Das mittlerweile etablierte Unternehmen, ebenfalls Mitglied im Netzwerk ZENIT e.V., war auch Initiator für einen Kontakt zum Verein.
Netzwerke als Entwicklungsmotor
Das Thema Netzwerken halten die beiden Gründer für ein zentrales Instrument der Unternehmensentwicklung.
„Netzwerke sind gerade für junge Unternehmen existentiell, um Kontakte zu unterschiedlichen Branchen aufzubauen. Deshalb sind wir Gründungsmitglieder im Vertriebsnetzwerk Green Harbor und Partner im Werkstoffforum der Zukunft.“ Tobias Irkens (rechts) und Philipp Wisse, GreenFoilNature-Gründer
Der Firmenverbund Green Harbor versteht sich als Gemeinschaft von Vordenkern, Innovatoren und Machern, die wirtschaftliche und ökologische Interessen vereinen und Unternehmen dabei unterstützen, ihre Nachhaltigkeitsstrategien erfolgreich umzusetzen.
Erstmals mit einem eigenen Stand präsent war der Firmenverbund auf der diesjährigen Messe Fachpack im September, die ZENIT-Berater Michael Nolden nutzte, um eine kleine Marktrecherche rund um das Thema Bio-Kunststoffe zu machen. Die Ergebnisse daraus setzte er in einem Workshop mit GreenFoilNature, Nature Compound und dem gemeinsamen Investor der beiden Unternehmen ein, um Prioritäten, Strategie und Förderpotenziale zu beleuchten. Eine Fortsetzung ist bereits geplant.
Unternehmenswebseite GreenFoilNature GmbH
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