Innovationspreis 2021 / 2022

Das Ausschreibungsthema: Kooperationsprojekte zu Nachhaltigkeit und Resilienz

Gesucht wurden Kooperationsprojekte zwischen Unternehmen und Start-ups (nicht älter als fünf Jahre) oder Unternehmen bzw. Start-ups und Hochschulen/Forschungseinrichtungen. Sie sollten zeigen, wie mit Nachhaltigkeit und Resilienz der Einstieg in neue Branchen, Märkte und Geschäftsmodelle gelingt, um auch in Zeiten von wirtschaftlichen Veränderungen wettbewerbsfähig zu bleiben.

Beispiele konnten u. a. die Anpassung an geänderte Marktbedingungen und Umsatzeinbrüche oder vollzogene Technologiesprünge sein. Positive Ergebnisse sollten bereits nachgewiesen werden können oder in naher Zukunft zu erwarten sein. Die Nachhaltigkeit kann sich auf das Unternehmensmodell sowie Prozesse, Produkte oder Dienstleistungen beziehen. Mindestens einer der Kooperationspartner muss seinen Sitz in NRW haben. Die Projekte müssen zum Bewerbungszeitpunkt bereits begonnen, aber nicht abgeschlossen sein.

Zentrales Bewertungskriterium war ihr innovativer Charakter. Das reicht von der gemeinsamen Entwicklung nachhaltiger Technologien, Produkte, Prozesse und/oder Dienstleistungen bis hin zur Entwicklung neuer, nachhaltiger Geschäftsmodelle. Darüber hinaus bewertet die Jury den Grad der Agilität der Projektzusammenarbeit sowie die Marktorientierung des Projekts.


Juryvorsitzender

Prof. Dr. Oliver Koch
Vizepräsident der Hochschule Ruhr West,
Mülheim an der Ruhr

Jurymitglieder

Thomas Eulenstein
Kunststoffinstitut der mittelständischen Wirtschaft in NRW GmbH (KIMW), Lüdenscheid

Anno Jordan
EMG Automation GmbH, Wenden

Gerd Kleemeyer
Unternehmensgruppe GeraChemie GmbH/ Klemafol GmbH, Mülheim an der Ruhr

Christian Wolf
TURCK GmbH & Co. KG, Mülheim an der Ruhr

Holger Gerstel
Gerstel GmbH & Co. KG, Mülheim an der Ruhr


Dem Gewinnerprojekt winkt ein Preisgeld von 10.000 Euro, alle Finalisten erhalten darüber hinaus professionelle PR-Unterstützung mit nachhaltiger Öffentlichkeitsarbeit und eine einjährige kostenlose Mitgliedschaft im Netzwerk ZENIT e. V. . Bewerbungsschluss war der 15. November 2021.

Prof. Dr. Andreas Pinkwart, Minister für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie des Landes NRW ist Schirmherr des Wettbewerbs und übernimmt persönlich die Überreichung des Innovationspreises und der Auszeichnungen.


Michael Nimtsch von Trailer Dynamics (Mitte) freute sich über den Gewinn des Innovationpreises des Netzwerks ZENIT. Auszeichnungen erhielten Sabine Oberpriller von Bestseller Marketing und Niclas Beutler von Nature Compound. Es gratulierten Innovationsminister Prof. Dr. Andreas Pinkwart (links), ZENIT-Geschäftsführer Jürgen Schnitzmeier (rechts), Thomas Eulenstein als Vorsitzender des Netzwerks (hinten links) und der Juryvorsitzende Prof. Oliver Koch

Welch tolle Ideen und Produkte herauskommen, wenn umweltfreundliche Ideen von Start-ups auf gestandene Unternehmen und Forschungseinrichtungen treffen, bewiesen 28 spannende Bewerbungen um den Innovationspreis des Netzwerks ZENIT. Drei Kooperationsprojekte hatten es ins Finale geschafft und wurden am 17. Januar 2022 von NRW-Innovationsminister Prof. Dr. Andreas Pinkwart und dem Netzwerkvorsitzenden Thomas Eulenstein geehrt. Der bereits zum zehnten Mal vergebene Preis stand in diesem Jahr unter der Überschrift „Nachhaltigkeit und Resilienz“. Gesucht worden waren Kooperationsprojekte von oder zwischen kleinen und mittleren Unternehmen, Start-ups und/oder Hochschulen bzw. Forschungseinrichtungen. Eine Aufzeichnung der Preisverleihung gibt es auf Youtube.

Gewinner des mit 10.000 Euro dotierten Innovationspreises ist das Aachener Unternehmen Trailer Dynamics. Ziel der Kooperation mit der Krone Gruppe ist die langfristige Einsparung von Millionen Tonnen CO2 von Diesel-Langstrecken-LKW. Erreicht werden soll diese durch die Einrichtung eines zusätzlichen elektrischen Antriebsstrangs im Trailer, der auch die Reichweite von e-LKW erhöht.

Innovationsminister Prof. Dr. Andreas Pinkwart

Eine Auszeichnung erhielt das Unternehmen Nature Compound aus Schwerte für die nachhaltige Produktion von bio-basierten und biologisch abbaubaren Granulaten. Als Dosierhilfen für die Lebensmittel- und Pharmaindustrie sollen sie der weltweiten Verschmutzung durch fossil-basierte Kunststoffe entgegenwirken. Projektpartner ist der Kunststoffspezialist Meding.

Eine weitere Auszeichnung ging an die Firma Bestseller Marketing aus Leverkusen. Deren Inhaberin entwickelt zusammen mit der Hochschule Niederrhein zurzeit einen innovativen, biogenen und lichthärtenden Nagellack.

„Alle drei Projekte – Trailer Dynamics, Nature Compound und Bestseller Marketing – sind beeindruckende Beispiele für den Ideenreichtum Nordrhein-Westfalens. Sie zeigen, wie Kooperationen zwischen jungen Start-Ups und etablierten Unternehmen und Forschungseinrichtungen die Wirtschaft unseres Landes nachhaltiger gestalten und fit für die Zukunft machen können. Mit Innovation durch Kooperation treiben wir die klimagerechte Transformation in unserem Land weiter voran“, sagte Wirtschafts- und Innovationsminister Prof. Dr. Andreas Pinkwart bei der Preisverleihung.

Thomas Eulenstein, Vorsitzender des Netzwerks ZENIT e.V.

Innovationsminister Prof. Dr. Andreas Pinkwart appellierte an Start-ups mit innovativen Ideen Angebote wie die von ZENIT als Innovationsagentur des Landes, den Hubs oder Gründerstipendien zu nutzen, um aus Ideen Produkte werden zu lassen

Als Vorsitzender des Netzwerks ZENIT e.V. betonte Thomas Eulenstein die herausragende Bedeutung von Kooperationen für die nordrhein-westfälische Wirtschaft: „Unsere 200 Mitgliedsunternehmen sind innovativ, kooperationsfreudig und schauen über den Tellerrand ihrer eigenen Unternehmen hinaus. Alle 28 Bewerbungen zeigen, wie fruchtbar die Zusammenarbeit zwischen Start-ups, etablierten Unternehmen und Forschungseinrichtungen sein kann. Im Verein forcieren wir solche Kooperationen und leisten damit einen Beitrag zur Innovationsfähigkeit des Landes NRW.“

Die Laudatio für die drei Finalisten hielt der Juryvorsitzende Prof. Dr. Oliver Koch, Vizepräsident für Forschung und Transfer der Hochschule Ruhr West.


Trailer Dynamics GmbH

Für weniger CO2 und mehr Reichweite: Aachener Unternehmen entwickelt eTrailer für Diesel- und elektrische Langstrecken-LKW

Einen signifikanten Beitrag hin zur „Grünen Logistik“ will das 2018 gegründete Aachener Unternehmen Trailer Dynamics leisten. Entwickelt hat es dafür einen elektrischen Antriebsstrang für Langstrecken-LKW. Der macht Diesel-LKW CO2-ärmer, bei elektrischen Sattelzugmaschinen sorgt er außerdem für eine spürbare Reichweitenerhöhung. Basis ist der eTrailer, eine leistungsfähige elektrische Achse, die unabhängig von der Sattelzugmaschine arbeitet. Die Tests mit einem ersten Prototypen bestätigen die großen Erwartungen an das innovative System. Strategischer Kooperationspartner ist die Krone Gruppe, einer der führenden Hersteller von Trailern, also Sattelaufliegern.

Um den Umweltzielen von EU und Bund gerecht zu werden, ist die wichtigste Zielgruppe im ersten Schritt insbesondere die Bestandsflotte an Diesel-Sattelzugsystemen. „Wir gehen davon aus, dass diese Systeme noch für die nächsten 20 bis 30 Jahre die überwiegende Motorisierung des Langstrecken-Güterverkehrs darstellen“ prognostizieren die beiden Unternehmensgründer und Geschäftsführer Michael Nimtsch und Abdullah Jaber. Da es für LKW, die vor allem auf Kurzstrecken unterwegs sind, bereits Lösungen zur Schadstoffverringerung gibt, liegt der Fokus von Trailer Dynamics auf Diesel-LKW, die bei ihren Fahrten mehr als 500 Kilometer zurücklegen. Deren Treibstoffverbrauch soll um mehr als 20 Prozent gesenkt und damit jährlich mindestens 20 Tonnen CO2 pro Sattelzug eingespart werden. Bei einem angenommenen Marktanteil an eTrailern von 10 Prozent würde dies in Deutschland zu einer jährlichen Emissionsreduktion von mehr als einer Million Tonnen CO2 führen.

Profitieren vom eTrailer sollen nicht nur die Umwelt, sondern auch die Logistikunternehmen. Dank der zusätzlichen eAchsen-Leistung wird die Sattelzugmaschine im Antrieb unterstützt, kann zusätzlich einfach kleiner dimensioniert werden und verringert damit die laufenden Betriebskosten.
Das System selbst ist herstellerunabhängig und lässt sich mit allen gängigen Sattelzugmaschinen kombinieren.

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» Projektbeschreibung auf ZENIT-HP
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Bestseller Marketing/alpha laboratories: Next Generation-Lack: Leverkusenerin entwickelt nachhaltigen, lichthärtenden Nagellack

Was für Männer eher ein Buch mit sieben Siegeln ist, gehört für viele Frauen zum Alltag: Der regelmäßige Gang ins Nagelstudio oder die Maniküre zu Hause. Laut Statistischem Bundesamt beträgt das jährliche Marktvolumen zurzeit knapp 2 Milliarden Euro, Tendenz steigend. Nagelmodellagen mit Shellac, Gel oder einem herkömmlichen Lack sind Standard und in der Regel mit einer Menge Chemie verbunden. Nachhaltiger will dies Sabine Oberpriller machen, die dafür eine Förderung des Landes NRW nutzt und mit der Hochschule Niederrhein zusammenarbeitet.

Seit September 2021 arbeitet sie mit der Hochschule daran, eine kostengünstige Vorrezeptur des Lacks zu entwickeln und anschließend in die Pilotphase mit Praxistests zu gehen. Nach der Auswertung der Ergebnisse, Produktoptimierungen und dem Übergang zur Marktreife werden die Themen Werbung und Vertrieb auf dem Programm stehen. In die Hand nehmen wird sie das mit ihrer Werbeagentur Bestseller Marketing.

Das Resultat der Kooperation hat die Erwartungen bislang übertroffen: Zwei der fünf größten Inhaltsstoffe konnten bereits durch nachhaltige bio-basierte Alternativen ersetzt werden. Alle im Versuchsprodukt eingesetzten Stoffe sind darüber hinaus Made in Europe, zertifiziert, ungiftig, lösemittelfrei und kommen ohne Tierversuche aus.

Da das Marktpotenzial für einen hochwertigen, anwendungs- und umweltfreundlichen Nagellack hoch ist, sieht die Leverkusenerin große Potenziale, um ein neues Geschäftsfeld aufzubauen, was auch die Gründung eines neuen Unternehmens einschließt. Einen Namen für Produkt und Firma hat sie bereits: alpha laboratories.

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Nature Compound GmbH

Wenn schon Papierkram, dann richtig: Start-up aus Schwerte entwickelt bio-basiertes Granulat aus Komponenten der Papierherstellung für Kunststoffprodukte

99 Prozent der globalen Kunststofferzeugnisse werden zurzeit aus fossilen Rohstoffen gewonnen. Dies zu ändern, hat sich das Start-up Nature Compound aus Schwerte vorgenommen. Getreu dem Firmenmotto „Less Plastic. More future“ will sie mit einem bio-basierten, abbaubaren Granulat aus knapp 70 Prozent nachwachsenden Rohstoffen einen Beitrag dazu leisten, die weltweite Verschmutzung von Wäldern und Meeren zu bekämpfen. Erste Zielgruppe sind Produzenten aus der Lebensmittel- und Pharmaindustrie, die Dosierhilfen oder andere dünnwandige Produkte herstellen, die meist als Einwegprodukte eingesetzt werden. Kooperationspartner ist die Meding GmbH aus dem sauerländischen Halver.

„Wir verstehen uns als Vorreiter einer fortschrittlichen Brückentechnologie für verantwortungsbewusste Unternehmen in der kunststoffverarbeitenden Industrie, die durch den Einsatz eines ökologisch wertvollen Granulats ihre Zukunftsfähigkeit verbessern wollen“ beschreibt Geschäftsführer Niclas Beutler den eigenen Anspruch und den Nutzen für Anwender.

Gedauert hat die Entwicklung des Granulats aus Cellulose, Papierfasern, Stärke, Kreide und Kaolin drei Jahre und wird jetzt im Praxistest auf Herz und Nieren geprüft.

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