Nachhaltigkeit auf der letzten Meile: Start-up aus Bonn entwickelt mobile Alternative zur individuellen Paketzustellung

Ende 2021 gründeten drei ehemalige DHL-Manager, die unter anderem die Packstation erfunden haben, die Innovative Robot Delivery GmbH. Sie zielen darauf ab, die drängendsten Herausforderungen der heutigen Paketzustellung zu lösen: der Mangel an Zustellern, übermäßiger Lieferverkehr, zu viel Verpackungsmüll und insgesamt hohe CO2-Emissionen. Ihre Lösung, das Paketmobil, stellt eine innovative Antwort auf diese Probleme dar. Das neue Mitglied im Netzwerk ZENIT e.V. bring damit frische Impulse in die Branche.

Vertraut man den Expertenzahlen, werden im Jahr 2030 allein in Deutschland rund fünf Milliarden Pakete von A nach B unterwegs sein, die jetzige Infrastruktur zusammenbrechen und auch die Paketdienstleister vor riesige Probleme stellen, sagt Boris Mayer. Der Unternehmensgründer weiß, wovon er spricht. Vor 20 Jahren erfand er bei der Post die Packstation und war dort wie sein Mitgründer Dr. Christof Schares jahrzehntelang in verantwortlichen Positionen aktiv.

Bei der Bewältigung der wachsenden Paketmengen gibt es gleich vier entscheidende Herausforderungen: den Mangel an Fachkräften, den zunehmenden Verkehr inklusive Verkehrsbehinderungen durch Zustellfahrzeuge, steigende Wartezeiten in Postfilialen und Paketshops sowie Berge von Verpackungsmüll. Gerade letzteres wird die Branche vor signifikante Probleme stellen, weil Verpackungen nach EU-Vorgaben in Zukunft mehrwegfähig sein müssen und sich auch der Handel darauf einzustellen hat.

Die Lösung der Bonner Gründer ist ein Paketmobil namens smarcel (smarter than parcel). Der vier mal zwei Meter große Anhänger soll 14 Stunden im näheren Umfeld der Empfänger stehen und 130 bis 200 Pakete nicht nur automatisiert ausgeben, sondern auch aufnehmen können. Die idealen Standorte dafür errechnet eine intelligente Software täglich neu. Durch den Wegfall des stop-and-go-Verkehrs auf der letzten Meile der Zustellung und der Umverpackungen sollen sich damit bis zu 70 Prozent CO2 einsparen lassen. Ein Grund dafür ist der mögliche Verzicht auf Kartons, da die bestellten Produkte in Mehrweg-Boxen verstaut werden, die innerhalb des Anhängers auf Tabletts in einem flexiblen Regalsystem angeordnet sind. Die Mehrwegbox wird bei Abholung in der Ausgabeöffnung fixiert, so dass der Kunde nur sein Produkt entnehmen kann – so wird erstmals ein geschlossener Kreislauf für Mehrwegverpackungen möglich.

Ein erster Praxistest steht auf dem Gelände der zu Bertelsmann gehörenden Arvato Group in Gütersloh, einem strategischen Partner der Gründer, unmittelbar bevor. Im Herbst soll eine Kleinserie von sechs bis acht Paketautomaten die Akzeptanz des Angebots beim Verbraucher testen. Ziel der Gründer ist es, innerhalb der nächsten sieben Jahre mehr als 20.000 Paketmobile an über 20 deutsche und europäische Paketdienstleister zu verkaufen.

Entwickelt wurde das für größere Städte gedachte System gemeinsam mit der Firma Boekels Maschinenbau GmbH aus Brüggen, der Aachener IT-Firma Yukawa Exponential GmbH und dem Fraunhofer Institut für Materialfluss und Logistik an der TU Dortmund.   

Das Start-up ist eines von drei Finalisten der aktuellen Innovationspreisausschreibung des Netzwerks ZENIT. Vergeben wird der Preis von Schirmherrin Mona Neubaur am 13. Mai 2024 in Mülheim an der Ruhr. Gefeiert wird dann auch das 40-jährige ZENIT-Jubiläum. (weitere Informationen und Anmeldung)

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