Biokunststoff aus landwirtschaftlichen Reststoffen: BluCon macht PLA-Herstellung konkurrenzfähig
Polylactide (kurz PLA) können eine ganze Reihe umweltschädlicher, petro-basierter Thermoplasten ersetzen. Bislang waren Herstellungsverfahren allerdings nicht konkurrenzfähig und bei der Rohstoffverfügbarkeit auf Quellen für die Nahrungsmittelherstellung angewiesen. Der BluCon Biotech GmbH ist es gelungen, ein Verfahren zu entwickeln, das die Herstellung von PLA erstmalig kommerziell wettbewerbsfähig für Massenanwendungen macht. Das NRW.Europa-Team begleitete bei der erfolgreichen Mitteinwerbung für die Forschung sowie der Skalierung des Prozesses. Für den Bau einer Pilotanlage sucht das Kölner Unternehmen jetzt Investoren aus der Kunststoffindustrie, der Landwirtschaft oder Anlagenbauer.
„Rund 400 Millionen Tonnen herkömmlicher Kunststoff werden jedes Jahr weltweit produziert. Nur 400.000 bis 600.000 Tausend Tonnen sind es mit dem Biokunststoff aus Polymilchsäure (PLA)“ weiß Dr. Albrecht Läufer, Managing Director der BluCon Biotech GmbH. Das liege vor allem an dem noch nicht wettbewerbsfähigen Preis, mit dem die Bakterien zurzeit hergestellt würden. „Mit dem im Sommer 2023 beendeten und vom Bundeswirtschaftsministerium geförderten Projekt STROLA konnten wir unsere Technologie vom Labormaßstab in eine 10 m3 Demonstrationsanlage am Fraunhofer-Zentrum für Chemisch-Biotechnologische Prozesse skalieren. Damit wird der Biokunststoff PLA kommerziell konkurrenzfähig. Unter Vermeidung der Verwendung von Zucker und somit unter Umgehung des Wettbewerbs mit der Lebensmittelversorgung nutzen wir Rückstände aus der Papierrecycling- und Agrarindustrie. Unser innovatives Fermentationsverfahren wandelt die Rohstoffe direkt in L-Milchsäure um und hat erhebliche positive Auswirkungen auf die Umwelt, den CO2-Fußabdruck und die Kreislaufwirtschaft und steht im Einklang mit den Zielen für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen“, beschreibt Albrecht Läufer den Produktansatz des 2017 gegründeten Unternehmens, das seinen Firmensitz auf dem BioCampus in Köln hat.
Da er weiß, dass es ganz ohne Plastik nicht geht, sieht er die Potenziale des Verfahrens vor allem in Einwegverpackungen und Tüten. Deren Charme liege unter anderem darin, im Industriekompost abbaubar zu sein. Für den Erfolg des Verfahrens sei allerdings allein der Preis ausschlaggebend, um das wirtschaftliche Interesse der Kunststoffindustrie zu wecken. Diese Voraussetzung sei jetzt mit dem BluCon-Verfahren gegeben. „Zur Umsetzung fehlt nur noch eine eigene Pilotanlage“ sagt Läufer und hofft auf Investoren, die sowohl aus der Kunststoffindustrie, aber auch der Landwirtschaft oder dem Anlagenbau kommen können. Wo die Anlage stehen wird, spiele keine Rolle.
ZENIT-Support
Grundlage für die Skalierung auf ein Demonstrationsniveau des Verfahrens waren zunächst Forschungsarbeiten an einem thermophilen Bakterienstamm, die dank der Unterstützung der ZENIT-Experten über die Forschungszulage gefördert wurden. Anschließend erfolgte ein durch das Bundeswirtschaftsministerium gefördertes 19-monatiges Demonstrationsprojekt im Themenfeld der Industriellen Bioökonomie. Das ZENIT-Förderteam leistete Unterstützung bei der Analyse der technologischen Herausforderungen, der Definition der Forschungs- und Entwicklungsaufgaben vom Labor bis zur Prozessdemonstration sowie der Identifikation der notwendigen Aufwandsposten. Durch Identifizierung und Anleitung zu den passenden Förderprogrammen konnten signifikante Projektmittel eingeworben werden.
„Es ist toll, einen Beitrag zu einem Vorhaben zu leisten, das die Chance hat, ein internationaler Wegbereiter für eine nachhaltige Kunststoffindustrie zu sein“, freut sich ZENIT-Förderexperte Sergej Paveliev.
„Ich kann nur allen, die nach Fördermöglichkeiten suchen raten: ruft das ZENIT-Förderteam an. Dank der kompetenten Begleitung wurden sowohl unsere angewandten Forschungsaktivitäten als auch die Skalierung unserer Technologie für konkurrenzfähige Bio-Thermoplasten erfolgreich gefördert.“
Dr. Albrecht Läufer, Managing Director der BluCon Biotech GmbH
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