Erfolg durch Kooperation:
Innovationspreis des Netzwerks ZENIT e. V. wurde zum 8. Mal vergeben
Die Sieger des zum achten Mal vom Netzwerk ZENIT e.V. ausgeschriebenen Innovationspreises stehen fest. Am 6. März 2018 zeichnete NRW-Wirtschaftsminister Prof. Dr. Andreas Pinkwart als Schirmherr des Wettbewerbs in Mülheim an der Ruhr den Sieger und fünf weitere Unternehmen aus.
Um den Innovationspreis hatten sich 22 Projekte mit hoch interessanten Wettbewerbsbeiträgen beworben. Unter dem Motto „Erfolg durch Kooperation“ waren NRW-weit innovative Produkt- und Dienstleistungsideen gesucht wor-den, die in Kooperation eines mittelständischen Unternehmens mit einer Hochschule oder Forschungseinrichtung bzw. von Unternehmen untereinander entwickelt wurden. Weil die Qualität der eingereichten Beiträge außergewöhnlich hoch war, wurden gleich sechs Projekte ausgezeichnet. Die Laudatio vor über 100 Gästen hielt der Juryvorsitzende Prof. Dr. Oliver Koch von der Hochschule Ruhr West.
Gewinner des mit 5.000 Euro dotierten Innovationspreises ist die Cornelsen Umwelttechnologie GmbH aus Essen. Gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik Umsicht aus Oberhausen entwickelte das mittelständische Unternehmen eine innovative Technologie für eine effiziente und ressourcenschonende Reinigung PFC-verunreinigter Wässer.
Auszeichnungen erhielten darüber hinaus die GED Gesellschaft für Elektronik und Design mbh aus Ruppichteroth-Winterscheid im Rhein-Sieg-Kreis, die Lenord, Bauer & Co. GmbH aus Oberhausen, die Coatema Coating Machinery GmbH aus Dormagen, die Bernd Münstermann GmbH & Co. KG aus dem münsterländischen Telgte und die GreenGate AG aus Windeck an der Sieg mit ihren jeweiligen Kooperationspartnern. Alle sechs Unternehmen können sich über eine einjährige kostenlose Mitgliedschaft im Netzwerk Zenit e.V. freuen. Das Netzwerk ZENIT e.V. ist neben dem Land und einem Bankenpool einer von drei Gesellschaftern der ZENIT GmbH. Diese unterstützt seit 1984 im Auftrag von EU, Bund und Land vor allem kleine und mittlere technologieorientierte Unternehmen sowie Hochschulen bei deren Innovations- und Internationalisierungsaktivitäten und bringt potenzielle Partner aus Wirtschaft und Wissenschaft zusammen.
Das Wettbewerbsthema „Innovation durch Kooperation“ war gewählt worden, um die großen Potenziale aufzuzeigen, die sich durch die Zusammenarbeit von Akteuren aus Wirtschaft und Wissenschaft oder Unternehmen untereinander erschließen lassen. Der „Transfer von Wissen und Innovation zwischen Hochschulen und den Unternehmen wird künftig immer mehr zu einem Erfolgsfaktor für die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland werden“ betonte so Prof. Koch in seiner Laudatio.
NRW-Wirtschaftsminister Prof. Dr. Andreas Pinkwart hob die Bedeutung von Netzwerken für innovative Entwicklungen hervor. Innovationen seien dabei aber kein Selbstzweck, sondern hätten zum Ziel, das Leben der Menschen zu verbessern. Dafür habe die Politik Rahmenbedingungen zu schaffen – unter anderem mit dem Abbau von Bürokratie oder großen Anstrengungen in den Bereichen Bildung und Forschung. Den sechs ausgezeichneten Unternehmen dankte der Minister für ihr Durchhaltevermögen und Engagement: „Nur durch Ihren Mut können wir dieses Land nach vorne bringen.“
Sieger
Cornelsen Umwelttechnologie GmbH, Essen
Die Cornelsen Umwelttechnologie GmbH wurde 2001 Essen gegründet und beschäftigt 25 Mitarbeiter, weitere 15 arbeiten in einem Tochterunternehmen in Großbritannien. Die Umweltexperten verstehen sich als Anlagenbauer mit deutlicher Fokussierung auf die Erstellung verfahrenstechnischer Anlagen zur Reinigung von Wasser und Luft.
Ein sehr wichtiges Unternehmensthema sind per- und polyfluorierte Chemikalien, PFC, die unter anderem in Feuerlöschwasser sowie industriellen und kommunalen Abwässern über Oberflächen- und Grundwasser ins Trinkwasser gelangen. Was PFC wg. seiner besonderen Eigenschaften für den einen so interessant macht, ist für diejenigen, die mit seinem Abbau beauftragt werden, problematisch. Die große thermische und chemische Beständigkeit sorgte bislang dafür, dass die Neutralisierung dieses Umweltgiftes nur unter extrem hohen finanziellen Lasten zu stemmen war. Dies zu ändern, hatten sich die Essener bereits erstmalig im Jahr 2009 vorgenommen, als sie gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik Umsicht in Oberhausen ein durch ein Förderprogramm finanziertes Projekt anstießen, das Absorptionsmaterialen für die Entfernung von PFC hervorbringen sollte. Dass dieses ehrgeizige Ziel mit einem zweijährigen Forschungsprojekt nicht erreicht werden konnte, ahnten zwar die Forscher, nicht aber die Akteure von Cornelsen. Es dauerte acht Jahre und weitere Projekte und Patente, um international der einzige Anbieter eines Verfahrens zu werden, das eine schnelle Mobilisierung von Aufbereitungstechnik zu wirtschaftlich vertretbaren Bedingungen ermöglicht. Die bislang eingesetzten erheblichen Mengen von Aktivkohle in Filteranlagen inklusive deren Entsorgungsproblem konnten massiv reduziert werden. Mit dem PerfluorAd-Verfahren wird dem verunreinigten Wasser ein spezieller, bio-abbaubarer und in geringen Wirkstoffkonzentrationen eingesetzter Flüssigwirkstoff zugeführt. Dieser bewirkt eine Fällungsreaktion der vorliegenden PFC-Verbindungen. Eine Filtrationseinheit entfernt danach die entstandenen Mikroflocken aus dem Wasser. Die Aktivkohlefilter können dadurch erheblich kleiner gewählt werden, die Reststoffmengen lassen sich problemlos verbrennen. Die Wirkstoffe folgen dem Grundprinzip der grünen Chemie, aber nicht nur deshalb, spielt das Thema Nachhaltigkeit bei Cornel-sen eine zentrale Rolle. Geschäftsführer Martin Cornelsen: „Größere Unternehmen, die auch auf den sich entwickelnden PFC-Markt aufspringen wollten, haben nach kurzer Zeit und wesentlich geringeren Investments die Entwicklung bereits wieder beendet. Nachhaltigkeit meint in diesem Sinne auch das Festhalten und die konsequente zielstrebige Umsetzung einer Idee, ohne bei ersten Misserfolgen das Thema aufzugeben. In diesem Sinne steht Nachhaltigkeit ebenso für eine Tugend des deutschen Mittelstandes.“ Die Kunden der seit 2015 im Markt angebotenen Anlagen kommen vor allem aus den Branchen Galvanik, Feuerwehr oder Textil.
Geschäftlich hat die Innovation dem Mittelständler neue Perspektiven eröffnet. So gibt es neue Vertriebskooperationen mit US-amerikanischen Unternehmen sowie einem Unternehmen in Schweden, das den skandinavischen Raum abdeckt. Darüber hinaus entwickeln sich momentan interessante Kontakte nach Australien und Neuseeland. Am Standort in Essen wurden drei neue Mitarbeiter eingestellt.
„Die Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer-Institut kann als positives Beispiel für viele weitere erfolgreiche Kooperationen zwischen dem nordrhein-westfälischen Mittelstand und hiesigen Forschungseinrichtungen, Universitäten und Hochschulen dienen,“ ist sich Geschäftsführer Martin Cornelsen sicher.
Auszeichnungen
Bernd Münstermann GmbH & Co. KG, Telgte
„Innovativ.Erfahren.Zuverlässig.“ So werden Besucher der Homepage der Bernd Münstermann GmbH & Co. KG aus dem münsterländischen Telgte begrüßt. Mit 240 Mitarbeitern versteht man sich als Experte für industrielle Thermoprozessanlagen, anspruchsvolles Materialhandling und Anlagen zur Luftreinhaltung und ist führender Hersteller von Sonderanlagen und spezialisierten Lösungen in den Bereichen Trocknungs-, Förder- und Entstaubungstechnik.
Individuelle Lösungen für bestehende Probleme und Herausforderungen sind eine Spezialität des Unternehmens, das Spezialanlagen z. B. für Autoabgaskatalysatoren oder Glaswolle in die ganze Welt verkauft. Selbsterklärtes Ziel ist es, die Technologieführerschaft in vielen Bereichen weiter zu verteidigen und durch stetige Innovation auszubauen.
Innovationen entstehen bei Münstermann unter anderem durch die enge Zusammenarbeit mit wissenschaftlichen Einrichtungen wie der FH Münster. So arbeitet Münstermann seit 2014 gemeinsam mit der FH-Münster an einem Verfahren um Produkte deutlich schneller aufzuheizen. Konkret ging es um die Entwicklung einer effizienten Trocknung Wärmebehandlungsanlage für durchströmbare Produkte wie etwa Katalysatoren.
Im Fachbereich Maschinenbau an der FH Münster wurde dafür die numerische Strömungssimulation (CFD Computational Fluid Dynamics) angewendet und auf mathematische Weise eine optimale Luftführung bestimmt. Damit konnte durch einfache mechanische Einbauten der Anteil der durch die Produkte strömenden Luft vergrößert werden. Denn je mehr warme oder kalte Luft vertikal durch ein Produkt geführt wird, desto schneller ist der Trocknungs- oder Aufheizprozess. Außerdem wurde ein Computerprogramm entwickelt, das für unterschiedliche Anlagen die optimale Luftführung berechnet. Anfang 2017 ging die erste, mit CFD optimierte Anlage in Betrieb, weitere Aufträge folgten. Für 2018 bedeutet das eine gute solide Auftragsausstattung inklusive der Einrichtung neuer Arbeitsplätze. Das Computerprogramm stellt sicher, dass die gefundene Optimierungsstrategie auch in anderen Trocknungsanlagen mit anderen Anforderungen angewendet werden kann. Die Software sorgt damit für kleinere Anlagen und kürzere Prozesszeiten, also einen energie- und ressourcenschonenderen Einsatz – ein wichtiges Instrument zum weiteren Ausbau des Wettbewerbsvorteils.
Die Zusammenarbeit von Wissenschaft und Wirtschaft nimmt im Unternehmen eine zunehmend wichtigere Rolle ein. Schon vor einigen Jahren richtete man deshalb eine Schnittstelle ein. Außerdem bildet das Unternehmen ständig dual Studierende aus, die auch den Kontakt zu den Hochschulen beleben und neues Wissen ins Unternehmen bringen. Auch intern gehören innovative Denkansätze zur Unternehmenskultur. „Miteinander reden, voneinander wissen, gemeinsam innovativ sein und bleiben. Gemeinsam geht das, es ist aber eine Sache der Haltung: wir müssen es nur wollen!“, so Frank Münstermann, der als Maschinenbauer bereits die sechste Generation im Familienunternehmen sichert.
Coatema Coating Machinery GmbH, Dormagen
Wenn große Flächen verdunkelt bzw. verschattet werden sollen, um zum Bei-spiel die direkte Sonneneinstrahlung in Gebäuden und Fahrzeugen zu minimieren oder zur Energieeinsparung beizutragen, haben elektrochrome Folien eine große Zukunft. Allerdings sind die Folien, die sich elektrisch zwischen einem farbigen und einem transparenten Zustand schalten lassen, momentan mit Kosten von rund 800 bis 1.000 Euro pro Quadratmeter noch sehr teuer in der Herstellung. Ziel der Idee, die von der Coatema Coating Machinery GmbH aus Dormagen in mehreren europäischen Forschungsprojekten unter anderem mit dem Fraunhofer Institut für Silicatforschung ISC entwickelt wurde, war deshalb die Entwicklung einer kostengünstigen Produktionsmethode.
Coatema konstruiert und fertigt mit 42 Mitarbeitern Anlagen für die Bereiche Beschichten, Drucken und Laminieren. Das Unternehmen ist seit 40 Jahren in Märkten wie Textil, Folien- und Papierbeschichtung aktiv, bietet dafür Produktions- und Pilotanlagen an und gehört mit einem Forschungs- und Entwicklungsanteil von 22 Prozent eindeutig zu den forschungsintensiven kleinen Unternehmen im Land. Vor 15 Jahren wurde der Bereich Pilotanlagen entwickelt, in denen Coatema heute Marktführer in innovativen Technologien wie Batterien, Solar, Prepregs, Medizin, Brennstoffzellen und gedruckte Elektronik ist. Vertriebspartner des weltweit tätigen Unternehmens gibt es in über 60 Ländern.
Im Rahmen des 2017 abgeschlossenen EU-Projektes EELICON, an dem 13 Partner aus acht Ländern beteiligt waren, ist es gelungen, einen innovativen Herstellungsprozess zu entwickeln. Dieser erlaubt die großflächige Produktion von elektrochromen Folienlaminaten mit sehr guter Homogenität und Transparenz. Die neue Technologie ermöglicht das kostengünstige Nachrüsten jeglicher Fensterflächen, was große Impulse zur energetischen Sanierung von Wohnungen erwarten lässt. Der Preis für die Herstellung pro Quadratmeter liege nun bei rund 200 Euro, so Projektleiter Dr. Nico Meyer, sollte aber im Laufe der erweiterten Produktion auf rund 100 Euro sinken. Angedacht ist der Einsatz auch im Automobilbereich und der Innenarchitektur.
Die herausragenden Eigenschaften der elektrochromen Filme stoßen auf große Resonanz in der Industrie, die Vermarktung wird derzeit durch das Fraunhofer ISC vorangetrieben, während Coatema ein Konzept für eine Produktionsanlage vorgestellt hat. Gesucht werden jetzt Partner zum Beispiel aus der klassischen Glasindustrie, Hersteller von Sonnenschutzprodukten oder der Automobilindustrie, die sich eventuell in einem Joint Venture an dem geschätzten Investitionsbedarf von rund 8 Mio. Euro beteiligen. „Das ist natürlich viel Geld, ist aber überschaubar“, so Coatema-Geschäftsführer Dr. Andreas Giessmann „weil wir von einem Markt von bis zu 100 Millionen Euro ausgehen, von dem die Hälfte Umsatz für uns sein könnte.“ Teile der Ergebnisse aus dem EU-Projekt werden zurzeit in einem kürzlich gestarteten Projekt weiter entwickelt.
GED Gesellschaft für Elektronik und Design mbH, Ruppichteroth-Winterscheid
Fast jeder hat ihn schon einmal erlebt: einen Schwindel, der ein gestörtes Verhältnis von Körper- und Raumgefühl vermuten lässt. Die häufigste Ursache ist der peripher-vestibuläre Schwindel, bei dem eine Störung oder Schädigung des Gleichgewichtsorgans im Bereich des Innenohres vorliegt. Die Diagnose zu unterstützen und gleichzeitig ein Trainingssystem zur Behandlung zu entwickeln war Ziel eines auch vom Bundeswirtschaftsministerium geförderten Forschungsprojektes. Initiiert vom Fraunhofer IMS übernahm die GED Gesellschaft für Elektronik und Design mbH neben der Projektkoordination vor allem die Weiterentwicklung zu Serienreife. Das im Jahr 1986 gegründete und inhabergeführte Dienstleistungsunternehmen mit Sitz in Ruppichteroth-Winterscheid im Rhein-Sieg-Kreis beschäftigt 17 Mitarbeiter. Die GED entwickelt, testet und produziert innovative Elektronikprodukte für die Industrieelektronik und die Medizintechnik.
Das von den vier Projektpartnern entwickelte Screening- und Trainingssystem „EQUIVert“ besteht aus drei Komponenten, die im Rahmen von Diagnostik und Therapie unterschiedliche Zwecke erfüllen. So wurde „EQUIMedi“ speziell für die Untersuchung und Diagnose durch Ärzte entwickelt, um diesen die Diagnose zu erleichtern, die wegen der oft unspezifischen Angaben der Patienten schwierig ist. Die dazugehörige PC-Software „EQUISoft“ bereitet die Messdaten auf und unterstützt somit die strukturierte Schwindelbehandlung. Kernstück ist „EQUIFit“ für die häusliche Anwendung. Der Kopfhörer wird intuitiv per Gesten gesteuert, d.h. ohne irritierende Bedienelemente. Die Trainingsanleitungen erfolgen in Form von Sprachanweisungen. Das System bestimmt die Kopf- und Körperlage des Pateinten in der gleichen Weise wie das Gleichgewichtsorgan. Ein Mikrocontroller erfasst diese Daten und generiert ein akustisches Feedback. Dieses signalisiert dem Patienten Abweichungen von seiner Gleichgewichtslage, so kann er diesen gezielt entgegenwirken und in die richtige Position zurückkehren. Das regelmäßige Training verbessert die Schwindelsymptome und führt zu einem Plus an Mobilität, Sicherheit und letztendlich zum Erhalt der Leistungs- und Berufsfähigkeit.
Momentan befindet sich das System am Ende der Zulassungsphase, aber bereits jetzt wurden im Unternehmen zwei neue Arbeitsplätze geschaffen. Zielgruppe für das Produkt, dessen Vermarktung unmittelbar bevorsteht, sind betroffene Patienten und behandelnde Ärzte, aber auch nichtakademische Heilberufe und private Pflege- und Reha-Einrichtungen. Schon jetzt hat sich das Engagement bezahlt gemacht, so Hanno Platz, Geschäftsführer der GED: „Unser Geschäftsmodell, das bislang vor allem aus dem Dienstleistungsgeschäft für Elektrodesign besteht, wird durch die Zertifi-zierung als Hersteller von Medizinprodukten und dem daraus abgeleiteten neuen Geschäftsbereich deutlich erweitert. Durch die Zusammenarbeit mit Forschungsinstituten im medizinischen Umfeld konnten wir neue Ansätze für die internen Forschungs- und Entwicklungs-Tätigkeiten implementieren, auf deren Grundlage jetzt weitere Entwicklungen möglich sind.“
GreenGate AG, Windeck
Die GreenGate AG mit Sitz in Windeck an der Sieg entwickelt seit dem Jahr 2000 hoch anpassungsfähige und innovative Softwarelösungen für die strategische Instandhaltung von Anlagen und Infrastrukturen. Schwerpunkte liegen auf den produzierenden Branchen (z. B. Automobilzulieferer) und der Energie- und Wasserwirtschaft (z. B. Stadtwerke). Auf Basis der Software GS-Service bilden interdisziplinäre Teams Instandhaltungsprozesse individuell ab, strukturieren diese und machen sie damit transparent und steuerbar.
Auch als das 30 Mitarbeiter große Unternehmen 2013 von der Firma WindMW den Auftrag erhielt, ein Betriebsführungssystem für deren Offshore-Windparks in der Nordsee zu implementieren, kam die Software zum Einsatz. Ziemlich schnell zeigte sich aber, dass das System zwar gut war, nicht aber alle organisatorischen Herausforderungen in der Instandhaltung des Parks IT-seitig gelöst waren.
Die Idee, diese Herausforderungen im Rahmen eines praxisnahen For-schungsvorhabens mit dem FIR e.V. an der RWTH Aachen als wissenschaftlichem Partner anzunehmen, war durch die langjährige Zusammenarbeit naheliegend. Schnell waren sich die Projektpartner einig: Man stellte einen Antrag beim Bundeswirtschaftsministerium und startet im November 2014 mit der Entwicklung eines intelligenten und effizienten Dispositionswerkzeugs für die interaktive und dynamische Aufgaben- und Ressourcensteuerung in Offshore-Windparks.
Wichtigstes Ziel war eine automatisierte Zuordnung von anfallenden Aufträgen zum dafür einzusetzenden Personal in einem neuartigen Softwaretool. Bereits vor dem Projektende im Oktober 2017 gelang es unter dem Produktnamen DispoOffshore, einen wichtigen Beitrag für den zuverlässigen, wirtschaftlichen und letztendlich auch umweltfreundlichen Betrieb von Offshore Windparks zu leisten. Die vielfältigen Aufgaben der Parkbetreiber und Betriebsführer lassen sich seitdem mit einer einzigen Arbeitsplattform lösen. „Pro Windenergieanlage werden tausende Komponenten abgebildet“, sagt Frank Lagemann, Vorstand der GreenGate AG. Aus dieser detaillierten Datenbank werden alle geplanten und ungeplanten Service-Einsätze generiert. „Mit dem Tool können Service-Einsätze bis kurz vor ihrem Start im Boot oder Hubschrauber geplant werden und sind total transparent.“
Die Entwicklung überzeugte neben dem Projektpartner WindMW auch andere Windparkbetreiber, so dass GreenGate bereits jetzt eine deutliche Umsatzsteigerung verzeichnen kann. Die Folge war unter anderem die Erweiterung der Belegschaft.
Lenord, Bauer & Co. GmbH, Oberhausen
Lenord + Bauer entwickelt, produziert und vertreibt Geräte und Systeme der Mess-, Regelungs- und Steuerungstechnik im Bereich der Bewegungsautomatisierung und beschäftigt rund 250 Mitarbeiter. Die Hauptniederlassung ist in Oberhausen, Standorte gibt es darüber hinaus auch in Gladbeck und Shanghai, Vertriebspartner in 23 Ländern. Zu den Hauptabsatzmärkten gehören unter anderem die Schienenverkehrstechnik, Erneuerbare Energien und der Allgemeine Maschinenbau.
Lenord + Bauer (L+B) hat sich bereits vor Jahrzehnten auf die Herstellung von extrem widerstandsfähigen Sensoren für Schienenfahrzeuge spezialisiert. Und die müssen einiges aushalten, sind sie doch Wind und Wetter häufig schutzlos ausgeliefert. Bis Ende 2016 gab es kein System zur Überwachung von Achslagern bzw. Radsätzen – weder für Neufahrzeuge, noch zum Nachrüsten bestehender Züge. Dies zu ändern hatte sich L+B gemeinsam mit dem 1991 an der Technischen Universität Chemnitz gegründeten Zentrum für Mikrotechnologien (ZfM) vorgenommen. Zusammen entwickelte man ein MEMS-basiertes Beschleunigungssensorsystem sowie ein übergeordnetes Monitoringsystem für die Echtzeitauswertung der MEMS-Sensorsignale. MEMS (microelectro-mechanical systems) sind einige Millionstel Millimeter kleine mikroelektrome-chanische Systeme, die sich unter anderem in iPods, Herzschrittmachern, Autoreifen und Bürodruckern verbergen.
Durch die Vernetzung der Einzelsysteme schafften es die Projektpartner, kritische Systemzustände des Fahrwerks im Schienenfahrzeug in Echtzeit aufzudecken. Das Überwachungssystem identifiziert dabei kritische Muster und leitet Warnmeldungen an den Fahrzeugführer bzw. die Leitstelle. Eine Beinah-Katastrophe wie der ICE-Achsbruch in Köln wäre damit mit hoher Wahrscheinlichkeit zu verhindern, aber zumindest viel früher zu erkennen gewesen.
Das ZfM machte im Rahmen des Projektes große Fortschritte in der Entwick-lung neuartiger MEMS-Technologien. Für L+B bot der erfolgreiche Abschluss der Entwicklungsarbeiten die Chance, neben der bereits etablierten Bewegungsautomatisierung eine neue Technologiesäule aufzubauen sowie national und international neue Marktsegmente, insbesondere in den für den Standort NRW wichtigen Branchen Werkzeugmaschinen und Schienenverkehr zu erschließen.
Die innovative, intelligente Signalauswertung konnte nur durch die Synergien, die durch die Zusammenarbeit der in ihren Technologiesegmenten weltweit führenden Partner entstanden sind, realisiert werden. „Mit einem industriellen Chipanbieter, der ausschließlich in größeren Serienstückzahlen denkt, wäre dies nicht möglich gewesen“, so Projektleiter Burkhard Stritzke.
Bereits kurz nach der Markeinführung im Juni 2017 wurden erste kommerzi-elle Erfolge erzielt. Darüber hinaus lässt sich die Entwicklung auch in den Bereichen Industrie 4.0 sowie der Zustandsbewertung und vorbeugenden Wartung einsetzen. Der Projekterfolg, so der geschäftsführende Gesellschafter Dr. Matthias Lenord „ist ein wichtiger Beitrag zur Sicherung unserer Technologiekompetenz, zum Ausbau der Markt- und Technologieführerschaft und der Entwicklung neuer Sensorprinzipien in den Bereichen innovative Sensor-, Magnet-Drehgeber- und Monitoringsysteme. Nur durch Produkte, die weltweite Alleinstellungsmerkmale aufweisen, können der Wirtschaftsstandort NRW und damit Arbeitsplätze langfristig gesichert werden.“