Das Telemedizinzentrum des Universitätsklinikums Aachen zeigt, wie dies neben der Landesförderung auch mit EU-Förderung gelingen kann. Unterstützt wurde es dabei auch von ZENIT als EU-Kontaktstelle in NRW für die öffentliche Beschaffung von Innovationen. Weil es sich um ein Vorzeigeprojekt handelte, wurde es Bundeskanzlerin Angela Merkel während des Digital-Gipfels 2017 vorgestellt.

Gute Ideen entwickeln sich häufig aus Problemstellungen. So fragten sich bereits 2014 Vertreter des Telemedizinzentrums am Universitätsklinikum in Aachen, wie eine bestmögliche Patientenversorgung bzw. Überwachung auf Intensivstationen möglich sei. Ziel war es, eine Softwarelösung zu entwickeln, die alle Daten zum Zustand der Patienten in einem „Cockpit“ zusammenführt und damit ein Vieraugenprinzip aus zwei verschiedenen Blickwinkeln ermöglicht: dem des verantwortlichen Arztes am Krankenbett und dem des Arztes, der alle Patienten via Monitor im Blick hat.

Die Lösung heißt THALEA, ein Telemonitoring- und Telemedizin-System am Universitätsklinikum in Aachen und der Klinik für Operative Intensivmedizin. THALEA wurde von 2015 bis 2019 im Rahmen zweier EU-geförderter Projekte (THALEA I durch das 7. Forschungsrahmenprogramm der EU und THALEA II durch Horizon 2020 ) entwickelt und jetzt zur Marktreife gebracht. Es war das erste EU-Förderprojekt im Bereich der innovationsorientierten Beschaffung im deutschen Gesundheitswesen, in dem auf den Ergebnissen der vorkommerziellen Auftragsvergabe aufbauend in einem zweiten Schritt die erarbeitete Softwarelösung im Rahmen einer öffentlichen Beschaffung von Innovationen durch den Erstkauf in den Markt eingeführt wurde. Geholfen hat dabei auch das Land, indem es die Telemedizin und die innovative Beschaffung in NRW politisch unterstützt und einen finanziellen Anreiz für öffentliche Beschaffer geschaffen hat, um an EU-Projekten für die Beschaffung von innovativen Lösungen zu partizipieren.

Bei den Antragstellungen für die beiden Projekte griffen die Aachener auf das Know-how der ZENIT-Förderexperten zurück. Diese kennen sich seit Jahrzehnten bestens aus mit den Förderbedingungen der EU-Forschungsprogramme und sind seit 2011 auf Landesebene und seit 2017 Teil der bei ZENIT angesiedelten EU-Kontaktstelle für die öffentliche Beschaffung von Innovationen in Deutschland. Eingebettet ist die Anlaufstelle in das Kompetenzzentrum Innovative Beschaffung (KOINNO), das federführend vom Bundesverband Materialwirtschaft Einkauf und Logistik e.V. (BME) geleitet und vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) finanziert wird. Die Beschaffung von innovativen Lösungen durch die Vergabe öffentlicher Aufträge sollen den Weg zum Markt verkürzen, Potenzial zur Einführung von Innovationen freimachen und es öffentlichen Beschaffern ermöglichen, die Marktanforderungen an innovative Produkte effizient zu erfüllen.

Wie viele Produkte benötigte auch das Telemonitoring und Telemedizin-System von THALEA eine CE-Kennzeichnung, bevor es in der EU verkauft werden durfte. Das CE-Zeichen ist ein Hinweis darauf, dass ein Produkt vom Hersteller geprüft wurde und es alle EU-weiten Anforderungen an Sicherheit, Gesundheitsschutz und Umweltschutz erfüllt. Es ist Pflicht für alle weltweit hergestellten Produkte, die in der Europäischen Union vermarktet werden.

Mit Erhalt des CE-Zeichens in 2019 steht jetzt die Vermarktung des innovativen Produkts an.