Für den diesjährigen Innovationspreis wurden technologisch ausgerichtete Kooperationsprojekte zwischen Unternehmen und Start-ups (nicht älter als fünf Jahre) oder zwischen Unternehmen, Start-ups und Hochschulen / Forschungseinrichtungen zu den digitalen Themen der Zukunft gesucht. Mehr als 20 Projekte mit hoch interessanten Wettbewerbsbeiträgen wurden in einer Vorauswahl bewertet.
Kriterien waren die Kooperationsidee und -durchführung, der Innovationsgehalt des Projekts, wie etwa die Übertragbarkeit des Produkts und des Prozesses auf andere Branchen, erwarteter Projekterfolg und die Agilität der Zusammenarbeit.
Die Innovationspreisverleihung findet Corona-bedingt am 29. September 2020 ab 18.00 Uhr via Livestream statt. Die Finalisten stellen wir Ihnen in dieser Woche in alphabetischer Reihenfolge vor.
MotionMiners
Wie sich eine automatische Aktivitätserkennung für die Intralogistik nutzen lässt und dadurch Prozesse verbessert werden können, zeigt das Start-up MotionMiners mit einer speziell entwickelten Lösung. Eine Initiative des Fraunhofer IML für Unternehmer und Gründer mit Sitz in Dortmund, die gezielt Kooperationen zwischen KMU und Start-ups fördert, brachte die 2017 gegründete MotionMiners GmbH mit der META-Regalbau GmbH & Co. KG, einem traditionsreichen Lagertechnikspezialisten aus Arnsberg zusammen.
Logistik effizienter und ergonomischer machen
Bewegungs-Tracker sind als Begleiter im privaten Fitnessbereich bekannt. Am Handgelenk getragen, messen sie die zurückgelegten Schritte und informieren in Echtzeit über die eigene Aktivität, was vor allem zu mehr Bewegung führen soll.
„So können wir manuelle Arbeitsprozesse in der Industrie messen, ohne selbst daneben zu stehen. Wir statten Mitarbeiter, die Arbeitsumgebung und wichtige Hilfsmittel mit unserer Technik aus und ermitteln in einem variablen Zeitraum von ein bis drei Wochen die Daten“, beschreibt Sascha Kaczmarek, COO MotionMiners, die Technologie, die auf mobilen Sensoren, Wearables (kleine, vernetzte Computer, die am Körper getragen werden) und Beacons (kleine Sender mit Bluetooth-Technik) fußt. Diese ermöglicht es, reale Prozessdaten wie etwa Laufwege oder das Griff- und Bückverhalten von Mitarbeitern in der Kommissionierung aufzuzeichnen, ohne den Menschen zu beobachten oder zu überwachen.
Mit dieser belastbaren Datengrundlage erhält das Unternehmen die nötigen Informationen, um eigene Arbeitsprozesse schneller und weniger belastend für die Mitarbeiter zu gestalten. Diese automatische Analyse bedarf keiner IT-Einbindung und gewährt eine Anonymisierung aller personenbezogenen Daten. Die Technologie bezeichnen die Jung-Unternehmer als Motion-Mining. So entstand auch der Name ihres Unternehmens.
Innovative Leistungen und Produkte treffen auf etablierte Prozesse und Netzwerke
Im Januar 2018, im Anschluss an die Treffen im Digital.Hub Logistics in Dortmund und am Unternehmenssitz von META in Arnsberg, fiel der Startschuss für eine Pilotstudie. Im Werk II sollten die Prozesszeiten für die Kommissionierung der Artikel META SPEED-RACK und META MULTIPAL analysiert und Optimierungspotenziale aufgedeckt werden. In den folgenden vier Monaten gab es Messungen, Präsentationen, Analysen und einige Herausforderungen. „Beide Seiten haben mit diesem Projekt ja Neuland betreten“, blickt Sascha Kaczmarek zurück.
Das Start-up setzte zum ersten Mal einen Test Piloten im Mittelstand um, musste die Belegschaft und den Betriebsrat mit ins Boot holen und mit einer Technologie arbeiten, die sich noch in der BETA-Phase befand. Gleichzeitig waren Angebots- und Auftragsunterlagen noch im Entstehungsprozess, der Umgang mit den erfassten Daten war zu klären und META musste mit Störungen im betrieblichen Ablauf umgehen. Ein Lernprozess, der sich für alle Projektbeteiligten gelohnt hat.
„Die Vorteile über¬wiegen einfach“, so Christoph Schöttler, Bereichs¬leiter Supply Chain Management bei META. „Wir bekamen neue Prozesspotenziale aufgezeigt, konnten erste Erfahrungen im Partnermanagement auf Basis des umfassenden Netzwerks vom Digital.Hub Logistics sammeln und haben so Möglichkeiten zur Gewinnung von Neukunden erkannt.“ Auch die MotionMiners ziehen ein positives Fazit der Zusammenarbeit zwischen Start-up und Mittelstand: „Es gab immer einen direkten Kontakt zum Management, kurze Entscheidungswege und wenig Bürokratie“, so Sascha Kaczmarek. „Beide Seiten haben gut zusammengearbeitet und voneinander profitiert.“
Die Jury des Innovationspreises des Mülheimer Netzwerks ZENIT e.V. prognostizierten der Firma einen dauerhaften Erfolg, denn das Produkt- bzw. Dienstleistungsangebot würde in vielen Unternehmen Nutzen stiften.
Andere Finalisten: