Der Maschinen- und Anlagenbauer ist international Marktführer für hochleistungsfähige Systeme zum Sägen und Formen von Tiefkühlprodukten. Um den gestiegenen Anforderungen am Markt gerecht zu werden, arbeitet man am permanenten Fortschritt. So wurde neben der technischen Entwicklung auch ein komplexes Digitalisierungsprojekt zur Optimierung von Produktion und Logistik gestartet.


Das Familienunternehmen Nienstedt, Mitglied im Netzwerk ZENIT e.V.,  gehört zu den innovativsten der Branche. Bereits in den 1990er Jahren wurde das Angebot an Systemen zur Fischverarbeitung um die Technologie des Shapens, der Umformung, erweitert. Durch die Kombination von Sägen und Shapen sind unterschiedlichste Endprodukte in allen Größen und Formen möglich. Renommierte Seafood-Marken aus der ganzen Welt setzen deshalb auf die Verarbeitungsanlagen aus NRW.

Immer auf der Suche nach Optimierungspotenzial, wurde Geschäftsführer Jan Groneberg damit betraut, wichtige Abläufe im Unternehmen umzustrukturieren und die vorherrschenden Prozesse zu straffen und stärker zu digitalisieren. Der Fokus lag auf einem optimierten Materialfluss innerhalb der Produktion und dem Ausbau des Datenflusses. „Die Verbindung von beidem bildet die Grundlage der neuen Produktion und ist Basis, um Produkte mit erhöhter Komplexität und Variantenvielfalt effizient zu produzieren“, fasst Jan Groneberg das Vorhaben zusammen.

Eine Herausforderung des Digitalisierungsprojekts lag in der Neustrukturierung des Lagers und der prozessorientierten Anpassungen des Materialflusses. Standen in der Vergangenheit regelmäßig manuelle und damit aufwändige Inventuren an, sorgen heute Lagertürme inklusive Software für tagesaktuelle Inventuren per Knopfdruck. Ein automatisches Rückmeldesystem informiert über das Erreichen der Mindestbestände, so dass Arbeitsvorbereitung, Fertigung und After Sales stets auf dem Laufenden sind. Um die Lagerverwaltung und die entsprechenden Benefits der Warenwirtschaftsdigitalisierung bestmöglich zu verwenden, spielt jetzt auch die Kennzeichnung aller bei Nienstedt vorhandenen Teile eine zentrale Rolle. Ermöglicht werden dadurch ihre spätere Nachverfolgbarkeit und eine Zuordnung für das Warenwirtschaftssystem. Eingegliedert wird diese Aufgabe zukünftig in die Qualitätssicherung der Produktion.

Vor dem Digitalisierungsprojekt gab es viele manuelle Arbeitsschritte und eine undurchdringbare Menge an Daten im Unternehmen. Die Prioritäten bzw. Reihenfolge bei der Teilebestellung für neue Projekte waren nicht vollständig definiert. Heute sorgt ein PDM-System für die digitale Verwaltung von Produktdaten in einem zentralen System. Damit werden u.a. Stücklisten automatisch ausgegeben und die Prioritätenfolge für die Bestellung durch eine hinterlegte Montagereihenfolge vorgegeben. Das PDM-System sorgt auch für eine digitale Maschinenlebensakte: Alle Inhalte und Dokumente sind im System gebündelt und mit der Maschine verknüpft.

Waren Informationen früher bei einzelnen Mitarbeitern verstreut und nicht für jeden zugänglich, sichert heute die Nutzung eines internen Wikis kürzere Einarbeitungszeiten und den Wissenstransfer.

Dem hohen manuellen Aufwand beim Erstellen und Anpassen technischer Dokumentationen in Word wurde mit der Einführung einer Software zur Content-Verwaltung begegnet. Daraus ergaben sich nicht nur eine Zeitersparnis, sondern auch ein einheitliches Layout, die Content-Verwaltung im Baukastensystem und die Möglichkeit einfacher Anpassungen.

Mussten in der Vergangenheit Urlaubsanträge händisch angefertigt werden, sorgt mittlerweile ein Zeiterfassungssystem inklusive digitaler Schnittstelle für einen viel effizienteren Weg. Die Anträge lassen sich einfach papierlos und nachhaltiger einreichen und genehmigen.

Noch ist der Digitalisierungsprozess im Unternehmen nicht abgeschlossen, wird von den Akteuren aber auch als stetiger Prozess begriffen, der nicht nur die Produktion einfacher, optimierter und nachhaltiger machen wird, sondern bereichsübergreifend von Nutzen ist.

Nienstedt wurde unter anderem bei der Beantragung von Fördermitteln für eine optimierte IT-Struktur vom bei ZENIT angesiedelten NRW.Europa-Team begleitet. Dieses ist Teil des von der EU initiierten Enterprise Europe Network, das kleine und mittlere Unternehmen kostenfrei zu Internationalisierungs-, Förder- oder Innovationsmanagementfragen berät.

„Das NRW.Europa-Team hat uns dabei geholfen, Fördermittel einzuwerben und uns bei einem Teil der komplexen Digitalisierungsvorhaben mit einem fachkundigen Blick von außen begleitet.“
Jan Groneberg, Geschäftsführer der Nienstedt GmbH und verantwortlich für das Digitalisierungsprojekt des Maschinenbauers.